Am letzten Sonntag in Luxemburg streifte ich durch die Wiesen, um nach dem Blauschillernden Feuerfalter (helle) Ausschau zu halten.
Der Blauschillernden Feuerfalter ist ein Relikt aus der Eiszeit. Er fliegt nur noch an wenigen Stellen und ist streng geschützt. Wie mag es wohl zu seiner Zeit damals ausgesehen haben ? Wie viele „Schmetterlinge“ gab es dort? Fragen die wohl nicht so leicht zu beantworten sind.
Nach einer Weile erfolgloser Suche fuhr ich Richtung Heimat und machte in der Eifel bei „meinem“ Trockenrasen stopp. Auch hier war es in den Wiesen ruhig und kaum Falter zu sehen. Ich setzte mich in die Wiese und ließ meine Seele baumeln...........
Als Kind schon setzte ich mich allzu gerne in eine bunte Blumenwiese, um das Leben der Insekten und Schmetterlinge zu beobachten. Da waren sie, „meine“ Bläulinge, „meine“ Feuerfalter, Zitronenfalter, Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Admiral, Trauermantel und Schwalbenschwänze. Auf diese Augenblicke freute ich mich jeden Sommer. Alles summte und brummte um mich herum, Nektar-trunkene Schmetterlinge taumelten von Blüte zu Blüte. Der Zauber der Natur zog mich in ihren Bann. Die Zeit verging wie im Flug, ohne dass ich die Veränderungen wahrnahm.
Jahre später waren „mein“ Trauermantel, Baumweißling und Mauerfuchs verschwunden, der Schwalbenschwanz, ein seltener Gast auf meiner Wiese. Als ich bei meinen Eltern auszog, war auch mein Schmetterlings Paradies verschwunden. Die Wiesen mussten einer Tennis Anlage weichen, da wo der Tümpel war, steht heute eine Kleingarten Anlage. Der Raum für die Schmetterlinge wurde und wird immer kleiner.
Es schien alles verloren, nur in meinen Urlauben in Südtirol, der Rhön, dem Harz konnte ich noch Schmetterlinge beobachten und fotografieren. Vor ca. 10 Jahren brachte mich der Zufall in die Eifel. Mein Gefühl ließ mich an einer Stelle halten, wo ich Schmetterlinge vermutete. Als ich ausstieg, stand ich mitten in einem Schmetterlings Paradies. Zufall?
Mein Ritual lebte wieder auf, wieder setzte ich mich in die bunte Blumenwiese, da waren sie wieder, „meine“ Schwalbenschwänze, „meine“ Scheckenfalter, „meine Bläulinge“, Baumweißlinge, Widderchen und viele mehr. Alles schien gerettet, all die Falter, die es bei uns nicht mehr gab, sie waren wieder da. Wieder ging einige Zeit ins Land, ohne das ich die Veränderungen bemerkte.
Wenn ich mich heute in die bunte Blumenwiese setzte, sind die Wiesen leerer geworden. Auch das Brummen und Summen der Insekten ist nur noch selten zu hören. Wo sind sie hin, all „meine“ Schmetterlinge. Die Blumenwiesen sind bunt und trotzdem fliegen nur noch wenige Schmetterlinge um mich herum. Dann schießen mir wieder die zauberhaften Augenblicke von früher durch meinen Kopf.
In der nächsten Zeit, werde ich mich wieder in die bunten Blumenwiesen setzen und hoffen, dass sie wieder da sind, „meine“ Schmetterlinge!
Wir können nicht nur hoffen, dass den Schmetterlingen das Überleben ermöglicht wird. Für den Blauschillernden Feuerfalter, dem Roten Apollo und andere gefährdete Schmetterlinge gibt es Naturschutz-Programme. Wir können diese alle unterstützen. Beim Schutz der Habitate und beim Einhalten der Regeln in Naturschutzgebieten kann jeder durch Rücksichtnahme auf Flora und Fauna mithelfen. Auch kann in Naturschutz-Verbänden jeder aktive Hilfe durch z.B. Pflege der Habitate leisten oder über passive Unterstützung durch Spenden seinen Teil dazu beitragen, dass die Zukunft der Schmetterlinge gerettet wird. Es hilft es dem Online-Portal „Naturgucker“ sehr, wenn Interessierte und Informierte ihre Beobachtungen bzgl. Fundorten und dortige Vorkommen von Schmetterlingen, Pflanzen, Insekten, Orchideen usw. melden, um so eine flächendeckende Kartierung zu ermöglichen.
Ich würde mich freuen, wenn euch diese kleine Geschichte gefällt und zum Nachdenken anregt!
Herzliche Grüße Andreas
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Bernd Flicker (Samstag, 30 Mai 2015 13:17)
Ein Beitrag der ganz sicher zum nachdenken anregt. Ich bin auch kein Pessimist, doch die Artenvielfalt und Populationen gehen immer weiter zurück. Aus meiner Sicht, trägt zu einem großen Anteil der unkontrollierte Einsatz von Pestiziden zu dieser Missere bei. Aber auch die naturnahen Flächen schwinden zunehmend und müssen Monokulturen weichen. Die wenigen Naturschutzgebiete werden gepflegt, was aber nicht darüber hinwegtäuschen sollte, dass wir in Deutschland im europäischen Vergleich sehr wenig Fläche dafür ausweisen.
Geben wir der Natur wieder ein Lobby!
LG Bernd
Eva (Samstag, 30 Mai 2015 20:10)
Es ist irgendwie schon erschreckend, wie sehr die Artenvielfalt bedroht ist. Um so wichtiger ist es, die wenigen Schutzflächen, die es gibt, besonders zu schützen. Aber genauso wichtig, finde ich, ist es, auch im eigenen Garten nicht gleich mit der Chemiekeule zu hantieren und dort auch ruhig die eine oder andere verwilderte Ecke zu belassen.
LG und schönes WE
Eva
Michael Auer (Samstag, 30 Mai 2015 22:09)
... so schön die Erinnerung an die lebendigen Orte der Kindheit sind, so schmerzlich zu sehen wie viel schon verloren ist.
Auch wenn das Interesse an der Umwelt wächst, wird der Klimawandel noch großen Einfluss nehmen.
Sabine Rita Gomez (Dienstag, 09 Juni 2015 17:49)
Ein nachdenklicher Beitrag, lieber Andreas.
Ich habe auch den Eindruck, dass es immer weniger werden. Wie viele hübsche Pfauenaugen und andere Schönheiten haben mich doch so zahlreich in meiner Kindheit umschwirrt. Oft muss ich an sie denken. Wo sind sie nur geblieben? Aber wo gibt es denn heute auch noch diese vielen wilden Wiesen? Die sogenannte Zivilisation zerstört langsam aber sicher immer mehr Fläche dieser wundervollen Erdkugel.
„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“
Liebe Grüße
Sabine
Iris Coppée (Sonntag, 11 Juni 2023 14:50)
Ich lebe in der Landwirtschaftswüste Niederlande. Von deinen Fotos kann ich nur träumen.